Aggius ist ein Ort im galluresischen Hinterland, dessen Ursprung sehr weit zurückliegt. Die Ureinwohner, mit unabhängigem und rebellischem Charakter, pflegten Streitigkeiten mit eigenen Methoden beizulegen: sie lehnten Kodizes und Gesetze der Herrscher sowie Steuern und Wehrpflichten konsequent ab. Im 19. Jahrhundert bestimmte eine blutige Fehde zwischen zwei einheimischen Familien das Leben der Stadt und inspirierte den sassaresischen Schriftsteller Enrico Costa zu seinem Roman „Il Muto di Gallura“ (Der Stumme von Gallura), aus dem 2021 ein Film unter der Regie von Matteo Fresi entstand. In Aggius kann man einige einzigartige Museen besuchen, wie das berühmte Banditenmuseum, das den Besuchern, ohne die Figur des Gesetzlosen zu verherrlichen, Einsicht in Dokumente, Fotos, Filme, Gegenstände und Zeugnisse aus drei Jahrhunderten Banditentum gibt.
Das ethnografische Museum von Oliva Carta Cannas liegt in einem eindrucksvollen und großen Gebäude mit Grünflächen und Granit und erzählt den ganzen Reichtum der Geschichte, der Traditionen und der Volkskultur der Gallura von 1600 bis heute, mit antiken Möbeln und Alltagsgegenständen. Im Inneren des Museums befindet sich eine Weberei, in der die alten Aggius-Teppiche aufbewahrt werden und in der noch heute geschickte Weberinnen, sehr zum Staunen der Besucher, neue farbenfrohe Teppiche herstellen. Die bunten Farben der Wollen ergeben sich durch das Sammeln der Färberkräuter der umliegenden Landschaft.
Auch andere Dörfer im Landesinneren der Gallura sind von archäologischem und landschaftlichem Interesse, unter anderem das Juwelendorf Santa Teresa di Gallura und alte Hauptorte wie Tempio Pausania oder sogar das Dorf Castelsardo, das mit seiner mittelalterlichen Festung auf dem Vorgebirge von Anglona zu den schönsten Italiens zählt.